Den eigenen Körper akzeptieren
- Endlich Schluss mit Komplexen
2015: Ich bin bei einem Foto Shooting. Die Fotografin ist ziemlich bekannt und die Fotos sollen in ein Magazin kommen – aufregend! Allerdings hab ich das Gefühl, die anderen beiden Models verstehen sich viel besser mit dem Team, ich bin irgendwie nur still in der Ecke. Die anderen Models sind auch viel größer und noch schlanker als ich. Ich fühle mich irgendwie nicht so wohl.
Outfitwechsel. Die Stylistin bringt ein schwarzes, bodenlanges, schweres Kleid. Schon beim anziehen merke ich – das wird eng. Ich versuche mich rein zu zwängen und bekomme es auch irgendwie an.. aber es geht nicht zu. Die Stylistin ist genervt und versucht das Desaster mit einer Sicherheitsnadel zu retten. Alle bekommen es mit. Ich versuche es mit Humor zu nehmen und mache ein paar Sprüche, aber ich fühle mich unwohl und bloßgestellt.
2 Wochen nach dem Shooting kommt das Magazin raus – von mir ist kein einziges Bild vom Shooting abgebildet, bei einem Foto wurde ich rausgeschnitten. Nur die beiden anderen Mädels sind zu sehen. Ich bin am Boden zerstört und fühle mich hässlich.
Ich möchte dir mit dieser Geschichte zeigen, dass das Gefühl von Selbsthass und Komplexen nur sehr wenig bis gar nichts mit dem Körper selbst zu tun hat. Ich habe lange als Model gearbeitet, war sehr schlank, sogar dünn und habe dem vermeintlichen Schönheitsideal entsprochen. Aber gereicht hat es nie.
Ich war (in meinen Augen) nie gut genug, schön genug, dünn genug. In der Zeit habe ich mich so unwohl in meiner Haut gefühlt, wie noch nie. Ich habe mich nur verglichen und hatte den kompletten Fokus auf meinen vermeintlichen Makeln. Klar kannst du jetzt sagen: Du als „Model“ willst mir etwas von Komplexen erzählen? Was weißt du schon? Aber ehrlich gesagt ist genau das der Punkt.
Ich kann dir versichern, dass ein bestimmtes Aussehen dir keine Selbstliebe sichert. Ich habe es ausprobiert und ehrlich gesagt wurde es schlimmer, je mehr ich dem Idealbild entsprochen habe. Seit ich die Erwartungen an meinen Körper losgelassen habe, esse was ich möchte und nur noch aus Freude Sport treibe, fühle ich mich pudel wohl. Auch mit ein paar Kilos mehr.
Selbstliebe beginnt immer im Inneren. Du kannst nicht dein Äußeres verändern und damit plötzlich eine tiefe Liebe zu dir entwickeln. Das ist leider ein Irrglaube. Du kannst das gerne erstmal selbst ausprobieren. Du kannst aber auch meine Tipps und Ratschläge nutzen, um die Beziehung zu deinem Körper wirklich nachhaltig zu verbessern und dich so zu akzeptieren, wie du bist.
Warum ist es schwer den Körper akzeptieren zu können?
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Wie bei jedem Problem ist es meiner Meinung nach wichtig erstmal an die Wurzel zu gehen. Bei der Beziehung zu unserem Körper und Selbstbild ist das allerdings etwas tricky. Deine Komplexe setzen sich da wahrscheinlich aus mehreren Ebenen zusammen. Dem unrealisischen Schönheitsideal der Medien und unseren eigenen Erfahrungen und Prägungen.
Medien
Leider wird in Filmen, Werbung, Magazinen usw. meist nur ein einziger Körpertyp gezeigt. Bei Frauen also schlank, groß, lange Haare, symmetrisches Gesicht, keine Makel. Schau dir mal wie die Prinzessinnen in Disney Filmen gezeichnet sind oder welches Ideal der Klassiker Barbie jungen Mädchen vermittelt.
Wenn man von klein auf suggeriert bekommt, dass das schön ist und ein diverses Bild von verschiedenen Körperformen einfach komplett fehlt, ist es irgendwo schon eine logische Folge, dass wir ein verzerrtes Körperbild haben.
Wenn wir dann abends in den Spiegel schauen mit Blähbauch, Dehnungstreifen, Pickeln und Speckröllchen (alles NORMAL), passt das nicht so ganz zu den gephotoshoppten Models in der Werbeanzeige. Sich darüber überhaupt mal bewusst zu werden, das zu hinterfragen und sich zu überlegen, ob man nach solchen Normen wirklich leben möchte, kann schon ein großer Schritt sein.
Eigene Erfahrungen und Ängste
Im nächsten Schritt kannst du dann nochmal etwas tiefer gehen und herausfinden, was dich persönlich dazu bringt kein gutes Verhältnis zu deinem Körper zu haben. Was stört dich daran und warum? Was genau findest du nicht schön und warum bewertest du das so? Hat das mal jemand gesagt oder woher kommt die Überzeugung?
Vor allem ist es wichtig dir darüber klar zu werden wovor du Angst hast.
Ängste könnten z.B. sein:
- Nicht gut genug zu sein
- Nicht liebenswert zu sein
- Ausgegrenzt zu werden
- Verlassen zu werden
Grade wenn deine Komplexe und Zweifel sehr stark sind, steckt ziemlich sicher eine tiefere Angst dahinter.
Es kann schmerzvoll sein da hinzuschauen, aber es ist unausweichlich. The only way out is through. Also versuch ehrlich mit dir zu sein, dir über deine tieferen damit verbundenen Ängste bewusst zu werden. Dann kannst du dich fragen, wie real diese Ängste sind. Wirst du wirklich verlassen wegen deines Körpers? Und falls ja, möchtest du diese Person dann wirklich in deinem Leben haben, wenn sie dich aufgrund deines Körpers verlassen würde?
Das ist jetzt nur ein plakatives Beispiel und ich weiß, dass sich Ängste nicht einfach so rational lösen lassen. Aber es ist ein wichtiger Anfang. Dann würde ich dir raten deine Ängste entweder mit der betreffenden Person (z.B. deinem Partner) zu besprechen, mit anderen darüber zu reden oder dir auch Hilfe zu holen.
Grade wenn es sehr tief verwurzelte Ängste sind und du das Gefühl hast sie nicht alleine bewältigen zu können ist es total okay dir einen Therapeuten zu suchen. Das ist völlig normal und nichts wofür du dich schämen musst.
Du kannst sonst auch hier nochmal meine Tipps, um mit Angst umzugehen, lesen.
Wichtig ist auf jeden Fall herauszufinden, wo die Ursache deiner Selbstzweifel liegt, um dich selbst und das Problem mit deinem Körper besser zu verstehen.
Wichtige Erkenntnisse über deine Selbstzweifel
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1. Dein Äußeres zu verändern, wird nicht dein inneres heilen
Wie schon oben kurz geschrieben habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nichts bringt den Körper zu verändern, um sich wertvoll zu fühlen. Wenn du die tiefe Überzeugung hast „Ich bin nicht gut genug“ oder „Mein Körper ist hässlich“, dann wird dein Erscheinungsbild daran nicht viel ändern.
Du wirst immer wieder Makel finden und Winkel in denen du nicht perfekt aussiehst. Dein Verstand wird immer wieder versuchen deine Überzeugungen zu bestätigen. Beginne also an deinem inneren Selbstwert zu arbeiten, statt an deinem Aussehen. Wie du das machen kannst, erfährst du weiter unten.
2. Makellosigkeit ist eine Illusion
Dein Ziel „makellos“ auszusehen ist schlichtweg unmöglich zu erreichen. Ein immer flacher Bauch, perfekte Haut, ein ewig straffer Körper – das ist nicht real. Du denkst das erreichen zu können, weil du wahrscheinlich hauptsächlich Bilder siehst, bei denen das so wirkt. Aber die anderen sind nicht makellos, sondern sie zeigen sich makellos. Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Jeder Mensch hat „Makel“. Jeder Mensch hat nach dem Essen einen runden Bauch, manchmal Pickel und Dehnungstreifen. Das ist normal und menschlich. Nichts was man verändern oder bekämpfen muss. Heutzutage ist es leider durch Filter und Photoshop sehr einfach sich so darzustellen. Lass dich davon bitte nicht täuschen und vergleiche dich niemals mit einem Foto. Das ist nicht die Realität!
3. Dein Körper ist nicht hier, um für andere gut auszusehen
BÄM. Als mir das das erste Mal so richtig klar wurde, war ich schon kurz baff. Klar das klingt total plausibel, aber wenn ich ehrlich bin habe ich das so nie gesehen. Grade Frauen wird von klein auf aus allen Richtungen einbläut, dass attraktiv sein (für Männer) eigentlich unsere Lebensaufgabe ist. Wenn du nicht dem Ideal entsprichst kannst du eigentlich gleich einpacken. Das ist aber einfach nur Quatsch.
Dein Körper ist das Zuhause deiner Seele. Dein Körper ermöglicht es dir, das Leben zu erfahren! Die Welt zu sehen, Essen zu schmecken, zu riechen, zu hören, laufen, rennen, tanzen, reisen, genießen, erleben, lieben.
Es ist unglaublich schade, wenn du deinen wundervollen Körper darauf degradierst einfach nur für andere ansprechend auszusehen. Dein Körper ist jetzt schon gut genug, du musst ihn nicht verändern. Du musst anderen nicht gefallen. Wenn dich jemand liebt dann spielt es keine Rolle, ob du irgendwo einen „Makel“ hast. Und für dich und dein Leben sowieso nicht.
4. Deine Komplexe sind keine Fakten
Ich weiß, dass sich deine Zweifel unglaublich real anfühlen. Aber das sind sie nicht! Dein Körper ist so wie er ist. Die Bewertung darüber findet einzig und allein in deinem Kopf statt. Dass du dich zu dick, nicht schön genug, nicht groß genug, nicht „was auch immer“ genug findest, ist deine eigne Interpretation. Jemand anderes würde niemals auf die Idee kommen, das über dich zu denken.
Wie in meinem Foto Shooting Beispiel am Anfang: Für alle Welt war ich ein Model und niemand würde denken, dass grade ich mich nicht schön genug fühle. Aber in der Model Welt passe ich vielleicht nicht in die Kleider und meine Fotos werden nicht für das Magazin genommen. Und schon fühle ich mich nicht gut genug. Es kommt immer auf die Perspektive an.
Das Beste daran: Du hast damit die Macht deine Bewertung über dich auch zu ändern!
Tipps, um deinen Körper akzeptieren zu können
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1. Beobachte deinen inneren (und äußeren) Dialog
Wie sprichst du über dich? Wie denkst du über dich? Die Art, wie du tagtäglich in Gedanken mit dir selbst umgehst hat einen riesigen Einfluss auf dein Wohlbefinden und dein Leben. Wenn du den ganzen Tag denkst „Ich bin viel zu dick, ich bin nicht schön…“ dann wird sich diese Überzeugung immer tiefer in dir verankern.
Frag dich da mal, ob du solche Dinge auch zu jemandem sagen würdest, den du liebst? Würdest du deiner besten Freundin sagen, dass sie nicht gut genug und hässlich ist? Ich denke nicht, denn das würde sie verletzen. Versuche dich also, dich das nächste Mal bei solchen Gedanken zu stoppen und zu beschließen, dass du so nicht mehr zu dir selbst sprechen möchtest.
Du kannst dir auch gerne hier 30 kostenfreie Selbstliebe Mantras runterladen, um nach und nach deinen inneren Dialog zum positiven zu verändern.
2. Komm aus der Opferrolle raus
Vielleicht fühlst du dich hilflos, gefangen in dem Körper den du nicht magst oder Opfer der äußeren Umstände. In diesem Modus ist es sehr schwer dein Selbstbewusstsein zu stärken. Werde dir also klar darüber, dass DU deinen Zustand ändern kannst. Und damit meine ich natürlich nicht deinen Körper, sondern deine Gedanken, deine Bewertungen, dein Wohlbefinden.
Du kannst wählen, wie du dich heute behandelst, mit welchen Menschen du dich umgibst. Was tut dir gut, was macht dich glücklich? Übernehme die Verantwortung für dein eigenes Glück und tu was dir wirklich gut tut!
Hier findest du 7 einfache Dinge, die deine Lebensqualität verbessern.
3. Praktiziere Dankbarkeit
Dankbarkeit ist sowieso ein unglaublich wirkungsvolles Tool, aber grade auch auf den eigenen Körper so wunderbar anzuwenden. Statt dich täglich darauf zu fokussieren, was du an deinem Körper nicht magst, richte den Fokus mal auf alles was er für dich tut.
Dein Körper macht bis zu 20.000 Atemzüge pro Tag, ohne dass du überhaupt darauf achten muss. Deine Organe werden mit Sauerstoff versorgt, die alle ihren Job tun, damit du dieses Leben leben kannst!
Dein Herz schlägt um die 100.000 mal pro Tag und pumpt das Blut durch deinen ganzen Körper! WOW. Du bist ein lebendiges Wunder.
Deine Beine tragen dich an alle wunderschönen Orte dieser Welt und deine Augen lassen dich alles erleben.
Dein Bauch verdaut dein Essen, versorgt dich mit Nährstoffen, lässt dich aufrecht stehen und – an alles Frauen – darin wächst vielleicht mal neues Leben.
Egal welches Körperteil du nicht magst, danke ihm heute einmal. Je öfter du das machst, desto mehr wird sich dein Fokus verschieben, du entscheidest.
4. Gib dir Zeit
Wie schon oben gesagt, basieren deine Komplexe wahrscheinlich aus dem von den Medien geprägten Idealbildern und von tiefer liegenden Ängsten. Daher ist es absolut normal und in Ordnung, dass du das nicht einfach von heute auf morgen ablegen kannst.
Mir selbst ging das auch so und es hat einige Jahre gedauert, bis ich mich wirklich zu 100% in meiner Haut wohl gefühlt habe. Das ist ein Prozess, also gib dir Zeit und sei geduldig mit dir – du schaffst das!
5. Hilfe holen
Wenn du das Gefühl hast du kommst da alleine nicht raus, hast vielleicht Depressionen oder eine Essstörung, dann hol dir gerne Hilfe. Du musst das nicht alleine schaffen und dich nicht dafür schämen. Ich war auch in Therapie und das hat mir sehr geholfen. Hier findest du mehr Informationen, falls du noch mehr Fragen dazu hast kannst du mir auch gerne eine Nachricht schreiben.
Ich hoffe sehr, dass dir der Artikel geholfen hat und du ein paar neue Sichtweisen zu dem Thema bekommen hast. Vielleicht helfen dir die Tipps ja, um eine entspannte Beziehung zu dir selbst zu bekommen und deinen Körper mehr akzeptieren kannst, wie er ist. Ich würde mich freuen, deine Gedanken zu dem Thema zu hören, also schreib mir gerne hier einen Kommentar oder eine Nachricht bei Instagram oder Facebook. Ich freue mich von dir zu hören. 😊
Deine Caro